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Dr. Stephan Janz
Eine seit Jahren bestehende Unklarheit ist zumindest auf dem Papier beseitigt. Zur Frage der Hornform beim Bullen hieß es in der Rassebeschreibung, die die schottische Highland Cattle Society jedes Jahr in ihrem Journal abdruckte, dass die Hörner in ihrem Verlauf leicht nach vorne und nach unten geneigt seien. Dies widersprach nicht nur der unmittelbaren Anschauung in den meisten Fällen, dieser Text widersprach auch, wie findige Züchter seit Jahren monierten, der ersten Rassebeschreibung, wie sie im ersten Herdbuch der neu gegründeten Highland Cattle Society 1885 formuliert worden war. Hier heißt es:
"Beim Bullen sollen die Hörner kräftig sein; sie sollen waagerecht aus dem Kopf abgehen, sich leicht nach vorne wenden und zu den Spitzen hin leicht ansteigen. Einige Züchter allerdings legen keinen besonderen Wert auf diesen Anstieg, jedes Herabhängen der Hörner ist aber dann als schwerer Fehler anzusehen, wenn es zwischen der Hornkrone und dem Beginn der Biegung nach vorne liegt, denn dies geht im Allgemeinen mit einer Schwäche im Rücken einher."
Die Hornspitzen-runter-Version tauchte erst 1984 ohne ganz ersichtlichen Grund in einer überarbeiteten gestrafften Rassebeschreibung auf, die nie offiziell verabschiedet wurde, aber dennoch Verbreitung fand. Die Highland Cattle Society hat dies jetzt korrigiert und der Originalfassung wieder zu ihrem Recht verholfen. Ausdrücklich wird dazu angemerkt, dass diese Beschreibung eine Leitlinie ist, nicht eine andere Varianten kategorisch ausschließende Vorschrift, die von der Highland Cattle Society berufenen Richter sind nicht an Buchstabendetails dieser Beschreibung gebunden und man tut vielleicht, ehe man eine solche Rassebeschreibung überbewertet, gut daran, sich zu erinnern, dass 1885 eine Vielzahl lokaler Landschläge und Varianten überhaupt erst durch die Beschreibung zu einer Rasse, wie wir sie heute kennen, zusammengefasst wurden.
Bemerkens- und beherzigenswert erscheint mir an der Originalbeschreibung, dass hier für ein ästhetisches Merkmal eine funktionelle Begründung gegeben wird. Nicht die kleinen Variationen im Hornverlauf, nicht, ob die Hornspitzen etwas nach oben oder nach unten weisen, ist entscheidend, sondern ob die Hörner als Ganze wie Kaninchenohren seitwärts-abwärts oder vorwärts-abwärts aus der Hornkrone entspringen. Diese Hornform, die in den letzten Jahren auch in Schottland gar nicht so selten zu beobachten war, wird als Hinweis auf eine funktionelle Schwäche und deshalb als schwerer Fehler bezeichnet. Ob dieser Zusammenhang tatsächlich so besteht, ist meines Wissens nie eingehend systematisch untersucht worden, genauso wenig wie die Vermutung einiger alter Züchter, dass diese Hornform auf eine Einkreuzung von Shorthorn vor langer, langer Zeit zurückgeht. Sicherlich ist dies aber ein Punkt, auf den wir bei Kör- und Schauveranstaltungen ein besonderes Augenmerk haben sollten.
Erstveröffentlichung: Highland Cattle Journal, 3/1998, S.72
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