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Zweckmäßige Halfterung zum Anbinden und Führen

- und welche Fehler man dabei machen kann

Dr. Stephan Janz

In den Anfangs- und in den Sturm- und Drangjahren der Highlandzucht in Deutschland waren wir wissbegierig und haben auf diversen Workshops, die seinerzeit abgehalten wurden, unter anderem gelernt, wie ein Tier einfach und sinnvoll zum Anbinden und zum Führen aufgehalftert wird. Man hat den Eindruck, dass Einiges davon wieder in Vergessenheit geraten ist. Eine zweckmäßige, korrekte Halfterung hat nicht so sehr mit Pedanterie zu tun, als vielmehr mit Sicherheit beim Führen und Erleichterung des ganzen Geschäfts. Mancher Züchter, der im Ring Probleme mit seinem Tier hat, könnte sich das Leben leichter machen durch eine Korrektur an der Halfterung.

Drei Dinge fallen am häufigsten auf:
1) Ein unzweckmäßiger Halftertyp
2) Ein zu großes, seltener ein zu kleines Halfter
3) Ein falsch angelegtes Halfter.

Das einfachste, verbreitetste und aus meiner Sicht sinnvollste Halfter ist eigentlich nicht mehr als ein Strick, der am einen Ende eine feste, eingespleisste Öse aufweist und in den im Abstand von etwa 30 cm von der Öse ein Metallring eingelassen ist. (siehe Abb.1)

 

Indem man das freie Ende des Strickes durch die Öse und anschließend durch den Ring führt, wird aus diesem Strick ein Halfter mit einer großen Schlinge, die hinter Ohren des Tieres zu liegen kommt, um einer kleinen Schlinge, die das Maul umfasst (siehe Abb. 2+3).

 

Dieses so entstandene Strickhalfter ist fest und locker zugleich. Zug am freien Strickende führt dazu, dass beide Schlingen sich verengen, und das Tier bekommt unangenehmen Druck zu spüren im Nacken und um das Maul. Diesem Druck wird es früher oder später nachgeben, und wenn es das tut, lässt der Druck nach, die Schlingen lockern sich, das Tier freut sich, und die erste Lektion ist gelernt.

 

Abb. 1 Abb. 2

 

An diesem Halfter kann sich kein Knoten festziehen, egal wie stark das Tier gegenhält oder wie nass der Strick ist. Wenn das Tier entspannt steht, ist auch das Halfter entspannt und tut nicht weh. 

Dieses Halfter kann bei einem Tier mit Hörnern selbst dann nicht abgehen, wenn sich die kleine Schlinge um das Maul lockert und auf den Nasenrücken rutscht, denn dann hält immer noch die große Schlinge hinter den Hörnern und Ohren das Tier sicher, weil sich diese Schlinge bei Zug zuzieht und nicht abrutschen kann.

 

Damit dieses Halfter optimal funktioniert, muss es die richtige Größe haben und richtig angelegt sein. Wenn der Abstand zwischen Ring und Öse zu lang ist - für das jeweilige Tier - wird die Schlinge um das MauI herum zu groß, rutscht nach oben und führt dann dicht unter den Augen und dem Unterkiefer herum. 

Das Tier ist dann zwar immer noch sicher angebunden, aber wir haben so keine Einwirkungsmöglichkeit mehr auf die empfindliche Region um das Maul herum (siehe Abb. 4).

Umgekehrt, wenn die Schlinge zu klein ist, dann rutscht sie leicht ab, auch bei Zug, und dann hängt nur noch die große Schlinge um die Hörner.

 

Abb. 3 Abb. 4

 

Wenn das Halfter schließlich falsch angelegt wird, nämlich so, wie in der Abb. 5, dann leidet auch hier die Einwirkung auf das Tier (die Kraft des Zugs am Strick nach oben halbiert sich am Ring nach dem Flaschenzugprinzip, so dass kein wesentlicher Druck im Nacken und um das Maul herum entsteht). 

Kein anderes Halfter verwirklicht das Prinzip der Fortleitung des Drucks und Zugs zur Einwirkung auf das Tier so einfach und wirkungsvoll. Am ehesten tun dies noch die fertigen Rinderhalfter, die es in verschiedenen Größen gibt, bei denen ein Kettchen unter dem Maul und durch einen Ring an der linken Seite des Mauls läuft. Auch bei diesem Halfter - immer vorausgesetzt, es passt in der Größe - entsteht eine variable Schlinge um das Maul herum, der Druck im Nacken des Tieres ist dagegen geringer, als bei dem einfachen Strickhalfter. Wenn ein solches Halfter etwas zu groß ist, besteht bei einem Jungtier mit etwas kürzeren Hörnern die Gefahr, dass es ganz abgestreift wird, denn die Sicherungsschlinge, die sich gegebenenfalls um die Hörner herum zuzieht, gibt es hier nicht.

 

Es gibt schwere Halfter aus Leder und anderen Materialien, die an zwei Stellen größenverstellbar sind und ganz exakt angepasst werden können. Zum Anbinden mag ein solches Halfter nützlich sein, zum Führen sind sie aus den genannten Gründen weniger sinnvoll.

Es gibt schließlich noch die sogenannten Kälberstricke. Das sind einfache zwei bis drei Meter lange Stricke mit einen festen Schlaufe am einen Ende, die etwa so weit ist, dass sie bei einer älteren Färse um das Maul gelegt werden kann. Wenn man das freie Strickende nun über den Nacken des Tieres führt und auf der anderen Seite des Maules wieder durch die Maulschlaufe (siehe Abb. 6), dann hat man ein sehr einfaches Halfter, das den Vorteil hat, dass man es sich aus jedem beliebigen Strick jederzeit leicht selbst herstellen kann, und das sehr schnell angelegt werden kann. Als Provisorium im Notfall sehr praktisch, zum sicheren Anbinden und Führen nicht geeignet, denn es ist relativ starr und kann sich andererseits am unbeaufsichtigten Tier leicht lösen, wenn man es nicht verknotet.

 

Abb. 5

Abb. 6

 

Und das ist etwas, was man nie machen soll: ein Strickhalfter, das man am Kopf des Tieres festgeknotet hat, muss man fast immer abschneiden, weil der Knoten am Maul nass wird und sich festzieht und dann nicht wieder zu lösen ist.

Eine gute Methode, ein unbeaufsichtigtes Tier etwa bei einer Schau über Nacht sicher anzubinden, ist ein breiter, starker Gurt um den Hals des Tieres, der nicht sehr stramm sitzen muss und nach einer oder zwei Seiten hin angebunden werden kann. Ein Halfter das auch beim Fressen etwas lästig sein kann, ist dann sogar entbehrlich.

Auch mit einem guten Halfter geht es natürlich nicht von selbst, und das Vertrauen Tieres und ein gutes Training sind vom keinem noch so zweckmäßigen Halfter zu ersetzen.

 

Erstveröffentlichung: Highland Cattle Journal, 8/2003, S.118 

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