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Ardalanish auf Mull

 
Minty & Aeneas MacKay, Ardalanish Organic Farm
 

"ShaIl I at least set my lands in order"
T. S. Eliot - The Wasteland
oder:
"Bo na h-airigh, mathair Iaogh" 
Kuh der kargen Höhen - gute Mutter ihrer Kälber

 

Die Hocken des früh geschnittenen Hafers waren schon zu kleinen "Hütten" aufgesetzt, als Stephan und Dörte uns auf Ardalanish, unserem ökologischen Betrieb an der entlegenen Süd-Westküste der Insel Mull auf den Inneren Hebriden, besuchten. 

Ein kräftiger Wind und strahlende Septembersonne ließen das Korn rasch abtrocknen, und die Janzens halfen begeistert mit, die Garben einzubringen und in der Scheune zu lagern. Zugleich erwachte die Neugier auf unsere Methoden der Landwirtschaft und auf das, was wir hier auf Ardalanish erreichen wollen. 

Wir versuchen nicht, die Zeit zurückzudrehen, und uns treibt nicht die Sehnsucht nach vergangenen Tagen. Wir bemühen uns in kleinem Rahmen um eine zukunftsgewandte Methode nachhaltiger biologischer Landwirtschaft, indem wir in erster Linie versuchen, Input und Output, Zufuhr und Ertrag, so in Einklang zu bringen, dass die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten bleibt, was gleichbedeutend ist mit der Gesundheit des Tierbestandes über wie unter der Grasnarbe. Als wir 1994 nach Ardalanish kamen, konnten wir uns kein Vieh leisten außer den Schafen, die, wie es hier üblich ist, "an den Boden gebunden" waren (eine schottische Wendung, die besagt, dass die Schafe mit übernommen werden müssen, da sie an das Land gewöhnt sind, ihre angestammten, umschriebenen und seit Generationen genutzten Weidegründe kennen und eine natürliche Immunität gegen lokale Parasiten und vielleicht auch das Wetter ausgebildet haben). Dies gab uns Gelegenheit, unsere Umgebung gut zu beobachten und erst im Laufe der Zeit die Tiere anzuschaffen, die dieser rauen Umgebung am besten gewachsen sind.

Die Kyloes (aus dem Gälischen stammende Bezeichnung für Highland Cattle, Anm. d. Übers.) waren die bodenständige Rinderrasse der westlichen Highlands und der Inseln im Westen Schottlands, und diese Rinder waren klein, schwarz und widerstandsfähig. Die Clach-na-Gruagaich Fold auf Ardalanish ist überwiegend schwarz. Das Weideverhalten der Tiere ähnelt mehr dem der wilden Pflanzenfresser als dem domestizierter Tiere (wodurch sie in vieler Hinsicht die Aktivitäten des ausgestorbenen wilden Auerochsen wiedergeben).Das wenig selektive Verhalten beim Weiden und bei der Futtersuche fördert die Flora auf den Bergen und verbessert den Standort für eine vielfältige Tierwelt. 

Dank ihres zweilagigen Fells fühlen sich Highlands ganzjährig im Freien am wohlsten. Im Frühjahr kalben die Kühe selbstständig draußen in den Hügeln und suchen dabei ihre geschützte Lieblingsmulde im Farn oder einen heidebewachsenen Kessel auf. Die Kälber laufen mit ihren Müttern bis Oktober in den Bergen und werden dann zum Absetzen auf die hofnahen Weiden hereingeholt. Die Tiere werden dann auf IBR, Leukose, Leptospirose, BVD und Paratuberkulose untersucht. Wenn es notwendig ist - hierzu lassen wir auch Kotproben untersuchen - werden die Tiere einmal im Jahr gegen Würmer und Leberegel behandelt. Leberegel können ein Problem sein, aber wir wollen nach Möglichkeit ohne Chemie auskommen und versuchen stattdessen saubere Flächen anzubieten. Die weiblichen Kälber behalten wir zur eigenen Remontierung oder verkaufen sie zur Zucht als Zweijährige. 

Bullkälber werden kastriert und mit 30 Monaten zur Schlachtreife gebracht. Die Tiere werden in einem örtlichen Schlachthaus geschlachtet. Das Fleisch wird zerlegt und vakuumiert ab Hof vermarktet oder an Bio-Hofläden in der Region verkauft. Aus Tierschutzgründen enthornen wir unsere Ochsen nicht, denn wir glauben, dass die Hörner wesentlich zur Wärmeregulation im Sommer beitragen. Das Fell der Schlachttiere wird in Salz eingelegt und auf eine umweltschonende Gerbung vorbereitet.

Im Winter werden die Tiere zunächst mit Heu oder Heulage gefüttert, später bekommen sie Hafer, der noch vor der Kornreife grün geschnitten wird, zu Garben gebunden, getrocknet und gelagert und dann so verfüttert wird. Außerdem füttern wir Futterrüben, Hafer wie Rüben aus eigenem biologischem Anbau.

Wir versuchen, einen ausgewogenen Kreislauf von Nährstoffen und Energien zu erzielen und die Bodenfruchtbarkeit auf den hofnahen Flächen durch eine weitgespannte Fruchtfolge zu erhalten. Auf diesen Flächen wird in das turnusmäßige Grünland auch Klee ein- und nachgesät (wir verwenden dazu eine altmodische "Kleegeige", ein handbetriebenes Gerät, mit dem wir auf kleinen Flächen unerwünschte Bodenverdichtungen (durch schweres Gerät vermeiden), und zu bestimmten Zeiten im Jahr beweiden die jungen Schafe und Rinder diese Flächen, wodurch unerwünschte Vegetation zurückgedrängt wird und die Fläche zugleich gedüngt wird. Zur Düngung setzen wir außerdem kompostierten Mist sowie Seetang und Sand vom Strand ein.

Unsere Besucher im Sommer sind immer wieder begeistert von der Menge und der Vielfalt an Vögeln, großen wie kleinen, von der enormen Vielfalt wilder Blumen, die unsere Weideflächen von den nassen Senken bis hinauf auf die grasstubbenbewachsenen Anhöhen überziehen, und schließlich von den Schmetterlingsschwärmen, die sich auf Ardalanish am Unkraut erfreuen. Wir glauben, dass diese Vielfalt der Vegetation wichtig ist für die Gesundheit unserer heimischen Tiere, die sich hier instinktiv ihren eigenen einzigartigen Cocktail aus Mineralien und Kräutern zusammensuchen können.

Als wir die Farm übernahmen, liefen hier etwa 750 Schafe, vorwiegend Blackface-Schafe. Obwohl es diese Rasse seit 200 Jahren in Schottland gibt, sind sie nicht eigentlich eine einheimische Rasse. Wir wollten gerne eine heimische Rasse einsetzen, die die Vegetation auf den Bergweiden günstig beeinflusst, und so entschied sich Aeneas nach einigem Studium für Hebridische oder St.Kilda-Schafe, eine uralte kurzschwänzige Rasse, die sich vor Jahrhunderten auf den Hebriden aus Schafen entwickelte, die die Wikinger mitgebracht haben.

Aus der glänzenden schwarzen Wolle lassen sich strapazierfähige Kleidungsstücke herstellen. Wir lassen die Wolle spinnen und daraus entweder Decken und Tücher weben oder aber Handschuhe, Mützen und Pullover stricken. Aufgrund des kleinen Produktionsvolumens und der Transportkosten haben wir hohe Stückkosten, und deswegen versuchen wir, diese Produkte möglichst direkt an unsere Kunden zu verkaufen. Wir bringen nicht einfach nur ein Kleidungsstück an den Mann, sondern wir beziehen die Käufer dadurch, dass wir ihnen unsere Geschichte erzählen, in unser Anliegen hier mit ein, und so helfen sie uns ganz praktisch bei unserer Landpflege. Wie Highland Cattle sind auch Hebridische Schafe spätreif, und so können wir die Hammel, bevor sie mit zwei Jahren geschlachtet werden, zweimal scheren. Das Fleisch hat ein ganz einzigartiges Aroma, es ist fettarm und sehr zart. Wir vermarkten das Fleisch selbst vor Ort oder über die Loch Fyne Austern-Compagnie.

Als Zeichen unseres Respekts vor dem Leben der Tiere versuchen wir alles zu verwerten, soweit uns das gesetzlich erlaubt ist, und Aeneas ist dabei, eine kleine umweltfreundliche Gerberei aufzubauen, um zunächst Felle zu Vorlegern und Decken zu verarbeiten. Die Anpflanzung von Bäumen spielt bei dem, was wir hier tun, eine wichtige Rolle. Besuchern, die den Blick über unser sturmgepeitschtes Farmland hinweg über den Atlantic hinaus schweifen lassen, fällt oft der Mangel an Bäumen auf. Seit weniger Schafe auf dem Land sind, beobachten wir, wie die natürliche Regeneration eines kleinen Bestandes heimischer Birken und Haselsträucher zunimmt. In diesem Winter haben wir eine Fläche von 130 ha ausgezäunt und bepflanzen gut 60 ha mit einheimischen Harthölzern, insgesamt etwa 120.000 Bäume. Dazwischen lassen wir dem Steinadler freie Flächen zur Jagd.

Seit den 1950er Jahren zielte die Landwirtschaftspolitik immer darauf ab, durch Prämienzahlungen, die sich an der Kopfzahl des Viehs orientierten, die Produktion zu maximieren. Vielerorts hat dies durch massiven Überbesatz zu gravierenden Landschaftsveränderungen und -schäden geführt. Was wir hier dagegen anstreben, ist eine hohe Qualität unserer Produkte, für die es nach unserer Überzeugung auch einen Markt gibt, der es uns ermöglicht, auf lange Sicht wirtschaftlich zu überleben. Unsere landwirtschaftlichen Verfahrensweisen sind Ausdruck unserer Überzeugung, dass es vor allem anderen wichtig ist, das Land und seine Erfordernisse zu verstehen und die Entwicklung ökologischer Beziehungen mit Tieren, die in und mit diesem Lebensraum entstanden sind, zu ermöglichen. Wir glauben, dass eine solche landwirtschaftliche Ausgewogenheit eine Produktqualität hervorbringt und einen ethischen Maßstab, die die einzigartigen natürlichen Bedingungen der hebridischen Landschaft widerspiegeln.

Wir würden uns freuen, wenn mehr Familien wieder auf diesem Land leben und arbeiten kämen. Vorerst haben wir das wunderbare System der Wwoofers (WorldWide Opportunities on Organic Farms) - das sind überwiegend ausländische Jugendliche in der Ausbildung, die mehr über biologische Landwirtschaft und besonders extensive Tierhaltung lernen möchten und die bei uns wohnen und mitarbeiten. Das macht viel Mühe aber auch viel Spaß, und wir lernen in diesem kulturellen Austausch viel voneinander. Und weiterhin vertrauen wir auf die Entwicklung, auf das Kontinuum, auf das Leben selbst.

Erstveröffentlichung: Highland Cattle Journal, 7/2002, S.13

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